Die Schulgeschichte

Unser Namensgeber – Johann Ernst Henfling

Johannes Ernst Henfling

Bild: deutschland-today

  • geboren 1691 im fränkischen Walchendorf als Sohn eines Pfarrers
  • war Kaufmann mit 18 Jahren in Darmstadt
  • kam 1711 nach Meiningen und nahm Privatunterricht beim Inspektor des Lyzeum illustre
  • studierte dann 1714 Jura, Geschichte und Philosophie
  • er starb 1720
  • im Testament verfasste er, dass sein gesamtes Vermögen an das Lyzeum illustre gehen solle
  • dies erhöhte die Leistungsfähigkeit der Schule und ermöglichte den Schülern den direkten Zugang zum Studium
Johann Ernst Henfling wurde am 13. August 1691 im fränkischen Dorf Walchenfeld geboren. Sein Vater war dort Pfarrer, der später noch in Leutersdorf, Henfstädt, Dreißigacker, Melkers und Rippershausen amtierte. Seine erste Frau Anna Elisabeth Munck aus Meiningen starb früh. Seine zweite Frau war die Tochter des Bürgermeisters Johann Jakob Koch aus Meiningen. Johann Ernst Henfling war von früher Jugend an von eher zarter Natur und Gesundheit. Deshalb bestimmte ihn der Vater nicht für den Gelehrtenberuf, sondern für den Kaufmannsstand.
Mit 18 begibt er sich nach Darmstadt zur kaufmännischen Ausbildung. Im Jahre 1711 kehrt er nach Hause zurück. Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters kann Ernst Henfling nun seinen Neigungen folgen. Er nahm Privatstunden bei Inspektor Weinrich, damals Leiter des Lyzeums illustre in Meiningen. Diese Ausbildung öffnete dem jungen Mann den Weg zur Universität. Seit 1714 studierte er in Jena Philosophie, Jura und Geschichte
Nach Abschluß seiner Studien leistete er im Amt Wasungen unter dem Amtsleiter Reinwald Verwaltungsarbeit. Mit seiner Ausbildung noch nicht zufrieden, setzt er sein Jurastudium in Halle fort. 1719 kehrt er zurück. Nach kurzer Amtstätigkeit erliegt er 1720 in unserer Stadt einer schweren Krankheit. Sein umfangreiches Vermögen hinterläßt er seiner Stiefmutter. In Erinnerung an seinen Unterricht bei Rektor Weinrich trifft er die testamentarische Verfügung, mit seinem Vermögen ein Internat einzurichten.
Nachdem dieses Vermögen durch seine Mutter noch erheblich vergrößert worden war, wurde nach ihrem Tode das Haus Obere Kaplaneigasse 7 gekauft und sind hier eine neue Klasse, ein Internat und die Wohnung eines neuen Lehrers eingerichtet worden. Als diese Klasse am 30. Januar 1730 eröffnet war, trat der neue Lehrer Christian Erck sein Amt an. Durch die Einrichtung dieser 6. Klasse erhielt das Lyzeum illustre in Meiningen den gleichen Status wie die Gymnasien der umliegenden Städte und Residenzen wie Schleusingen, Eisenach, Gotha und Coburg. Seit dieser Zeit stand den Schülern unseres Gymnasiums der direkte Weg zur Universität offen.
Endlich, am 13. März 1742 bezogen die ersten sechs Alumnen das neue Internat. Seit dieser Zeit haben die Schüler unseres Gymnasiums jährlich den Henflingtag gefeiert. In früheren Jahren ist nach dem Willen des Stifters alljährlich ein Redeaktus in lateinischer Sprache vollzogen worden.
Die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen: Heute trägt unser Gymnasium den Namen jenes Mannes. Aber auch in unseren Zeiten begehen wir in Erinnerung an Ernst Henfling einen Festtag. Und heute wie auch vor über 250 Jahren haben die Worte Senecas ihre Gültigkeit: „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“

Die Geschichte des Henfling-Gymnasiums

Lateinschule

Diese hat ihre Wurzeln in der mittelalterlichen Stadtschule, ist ein Teil von ihr. Damit ergibt sich die Frage: „Seit wann besteht überhaupt in Meiningen eine Schule?“ Die ältesten Zeugnisse für das Vorhandensein einer Schule sind folgende:

1255 wird in einer Urkunde des Klosters Rohr der erste Meininger Lehrer genannt: „Cunradus Scolasticus in Meinungen.“
1336 wird in zwei Urkunden des gleichen Klosters ein „Johannes, rector scholarum in Meiningen“ erwähnt. In Güth’Cs Chronik werden weiter ausgeführt: 1390 „Hermannus Gottfridi, rector parvulorum“, 1400 ein Lehrer „Tylo“, 1462 „Sebastian Fleischmann, Baccalaureus artium, rector ludi Meiningensis“.

Der Übergang von der Stadtschule (Trivialschule) zur Lateinschule ist gegeben:
1510 durch die humanistische Reform der Meininger Stadtschule unter Balthasar Regler. (Die Scripta Erasmi sollen unter die Jugend gebracht werden.“)
1544: Schulvisitation unter Joh. Förster. Es wird für zwei akademisch gebildete Lehrer der Lateinschule eine feste Bezahlung ausgesetzt. Von 1544 sind uns die Namen der Rektoren und Lehrer fast ausnahmslos bekannt. (V gl. Aufzeichnungen bei Güth und Weinrich!)
1555: Neue Schulvisitation durch Superintendent Fischer aus Schmalkalden. (In die gleiche Zeit fällt die erste Nachricht von einer Mädchenschule in Meiningen., Eucharius Kühn wird als erster Lehrer genannt.)
1598: Von diesem Jahre ab sind uns die Schulalben (Verzeichnis der Lehrer und Schüler) erhalten. Rektor Keßler nimmt das Griechische in den Lektionsplan auf.
1632: Hebräisch, Rhetorik und Logik werden Lehrgegenstand (Rektor Linck 1632/36).
1639/49: Besonders trübe Zeiten für die Schule. Unterricht fällt sehr häufig aus, im Winter ganz. Konrektor Meder gibt wegen Zurückbleibung der Besoldung“ seine Stelle auf. Die Stelle des Quartus (d.h. vierten Lehrers) bleibt „wegen des leidigen Kriegswesens und Zurückbleibung der Besoldung“ unbesetzt.
1652: Hennebergische Schulvisitation zur Beseitigung der durch den Krieg entstan­denen Unordnung. Johann Sebastian Güth ist von 1652/57 Rektor der Schule. 1705: Die Schule wird am 4. November zum Lyceum illustre erhoben.
1712: Weinrich fügt dem Linck’schen Lehrplan noch Geographie, Genealogie und Literatur als Unterrichtsgegenstände hinzu.

1720: Der große Wohltäter der Schule Johannes Ernst Henfling (geb. 13. März 1691) stirbt am 31. August. Er hinterlässt sein ansehnliches Vermögen dem Lyceum mit der Bestimmung, eine weitere Schulklasse aufzubauen und im Henfling­-Hause (Kaplaneigasse) ein Konvikt für ärmere Schüler einzurichten. 1729 tritt die Bestimmung des Testaments in Kraft.
1730: Eck führt Geschichte als Lehrfach ein. Stundentafel der Prima Lycei illustris: Latein 14 Stunden, Griechisch 3, Religion 3, Hebräisch 2, Musik 4, Logik 2, Arithmetik 1, Weltgeschichte 1 Stunde. 1758 Die Henfling’sche Stiftung wird durch das Erck-Straußische Vermächtnis erwei­tert.
1791/99: Schulreform unter Konrad Schaubach. Unterklassen der Schule wurden als Bürgerschule geführt. Es gibt zwei Tertien: eine deutsche und eine Latein-Tertia. Das Lyceum beginnt mit der Latein-Tertia und führt dann weiter die Secunda die Prima und die Selecta. Stundentafel der Selecta: Latein 8, Griechisch 4, Hebrä­isch 2, Religion 2, Deutsch 2, Geschichte 2, Mathematik 2, Physik 2, Philo­sophie 2 Stunden.

Gymnasium Bernhardinum

1821: Das Lyceum illustre wird zum Gymnasium Bernhardinum erhoben und das Schulgebäude in der Klostergasse eingeweiht.
1945: Seit dem Bombenangriff auf Meiningen am 23. Februar findet kein Unterricht mehr statt. Am 5. April besetzen die Amerikaner Meiningen. Karl Hanns Leib wird mit der Neuordnung der höheren Lehranstalten in Meiningen, Bad Liebenstein und Zella-Mehlis betraut. Kurz nach Beginn des Schuljahres 1945/46 wird die Schule am 27. Juli mit Übernahme des Territoriums durch die Sowjets geschlossen.

Die Realschule

1838: Im „Kaufhaus“ (jetzt Martin-Luther-Schule) wird zunächst mit zwei Klassen eine Realschule eingerichtet. Die Leitung übernimmt Karl Wilhelm Knochenhauer. Die Realschule entwickelt sich schnell und günstig. Sie hat drei Lehrstufen mit je zweijährigem Kurs. Während die untere Stufe (IV. und III. Klasse) einen Vorbereitungskurs darstellt, dienen die mittlere und obere Stufe dem eigentlichen Ziele der Realschule, d.h., der Vermittlung derjenigen Kenntnisse, die für den Eintritt in höhere technische Berufe oder für den Übergang in eine höhere Fachschule nötig sind.

1839: Die Schule hat fast 100 Schüler.
1848: Nach der Auflösung der Forstakademie in Dreißigacker fällt der Realschule eine reiche zoologische Sammlung zu. (Dazu kommen später bedeutende Schenkungen des Herzoglichen Naturalien- und Kunstkabinetts.) 1849 Ankauf der Sammlung Bernhardi. Übernahme der preußischen Prüfungsordnung.
1861: Die Klassenstärken: Selecta 9, Prima 26, Sekunda 36, Tertia 50 1863 25jähriges Jubiläum. Gründung der Knochenhauer-Stiftung zur Vergabe von Sti­pendien. 1870: Knochenhauer tritt in den Ruhestand. Dr. Hermann Emmrich wird sein Nachfolger Am 4. September wird in der Berliner Straße 27 das neue Gebäude der Realschule feierlich eingeweiht. Die Schätze des seit 1786 öffentlichen Herzoglichen Naturalienkabinetts werden an die Realschule übergeben. 1879 stirbt Dr. Hermann Emmerich. Dr. Anton Emmerich wird Direktor.

1881: Eine Quinta wird hinzugefügt, die Tertia und die Sekunda werden geteilt.
1882: Die Realschule wird in „Herzogliches Realgymnasium“ umbenannt.
1887: Die Sexta wird als unterste Klasse errichtet. Damit gewinnt die Schule den Charakter einer Vollanstalt.
1888: 50jähriges Jubiläum.
1898: Wilhelm Schaper wird Direktor.
1900: Gymnasien und Realgymnasien werden als gleichwertig anerkannt. Prof. Dr. Hermann Pusch wird Leiter der Schule. Das sog. Frankfurter System wird eingeführt. Französisch tritt an Stelle von Latein als erste Fremdsprache.
1921: Im Zuge der Schulreform der Weimarer Republik wandelt sich das Realgymnasium zum Reform-Gymnasium bzw. zur Oberrealschule.
1930: Prof. Pusch geht in den Ruhestand. Prof. Oppermann übernimmt die Schule. Die Oberrealschule wird mit dem Oberlyceum, dem die Deutsche Aufbauschule angeschlossen ist, vereinigt. Die neue Schule erhält den Namen „Reform-Real­gymnasium mit Gablung und deutsche Aufbauschule.“
1934: wird das Realgymnasium unter Prof. Oppermann wieder selbständig. „Schulreform. „Deutsche Oberschule“ mit Aufbauschule zusammengelegt. Jubiläumsfeier der „Ehemaligen“ zur hundertsten Wiederkehr der Schulgründung.
1945: Am 23. Februar wird das Schulgebäude durch anglo-amerikanische Bomben stark beschädigt. Der Schulbetrieb wird eingestellt.

Höhere Mädchenschule

1809 gründet Friedrich Erdmann Märker, Schwiegersohn des bekannten Schnepfenthaler Pädagogen Salzmann, in Meiningen eine höhere Private-Mädchenschule. 1859 geht die Leitung dieser Schule in die Hände von Fräulein von Westhoven über (seitdem „von Westhoven-Schule“) 1909 feiert genannte Schule ihr hundertjähriges Bestehen. Neben dieser höheren Mädchenschule bestehen noch als eine zweite Privat­schule die Knieselschen Anstalten (höhere Mädchenschule, Frauenschule). Die geschichtliche Tradition dieser höheren Mädchenschule übernimmt dann die Charlottenschule (Lyceum, verbunden mit Seminar). 1923 wird dem Lyceum eine „Deutsche Aufbauschule“ angegliedert. 1930 werden das Lyceum (mit Oberlyceum und Aufbauschule) und die Oberrealschule vereinigt. 1934/37 werden die Deutsche Aufbauschule und das Reform-Realgymnasium für Mäd­chen wieder von der Oberschule für Jungen getrennt und als selbständige Schule geführt. Ende der 30er Jahre sind dann alle drei höheren Lehranstalten Meiningens wieder unter einer Leitung vereinigt und werden in eine Oberschul-, Aufbauschul- und eine Gymnasialabteilung aufgegliedert.

Die Henfling-Oberschule

1945: Seit dem Bombenangriff auf Meiningen am 23. Februar d.J. ruht der Unterricht in den Schulen. Meiningen liegt nunmehr in der sowjetischen Besatzungszone, wo die konsequente Durchsetzung des  Einheitsschulgedankens, die Demokratisierung der Schule, die völlige Ausrottung des nationalsozialistische Bildungsstoffes, Beseitigung aller Bildungsprivilegien (d.h. Zutritt der Arbeiter- und Bauernkinder zur Oberschule) vorerst im Vordergrund stehen. Damit tritt eine grundlegende Änderung des Bildungs- und Erziehungszieles ein. So änderte sich das Gesicht der Meininger Oberschule. An Stelle des Gymnasiums, der Oberschulen für Jungen und Mädchen, der Aufbauschule tritt jetzt eine einzige Oberschule als Glied der Einheitsschule. Erster Leiter des Gymnasiums nach dem Krieg wird mit der Lehrerkonferenz am 20. Juli (offiziell erst ab Januar 1946) StR. Karl Hanns Leib (früher Lehrer am Reformrealgymnasium).
Der Schulbetrieb wird am 8. 10. d.J. als „Schichtunterricht“ für die Klassen 4 bis 12 mit etwa 345 Schülern in 21 Klassen im Gebäude des Gymnasium Bernhardinum in der Klostergasse wieder aufgenommen. In der Lehrerkonferenz am 19.11. d.J. erfolgt die Bekanntgabe, daß für den gymnasialen Zweig die Bezeichnung „Henfling-Gymnasium“ genehmigt wurde. Damit wurde der Name Gymnasium Bernhardinum gestrichen.

Charakteristisch ist die Fülle von Übergangsregelungen, die auch im kommenden Jahr anhalten. Die unteren 4 Klassen des Gymnasiums werden der Grundschule zugeordnet; die übrigen Klassen gelten jetzt als Gymnasialklassen, die in A-, B-, C-Zweige aufgegliedert worden sind. (A-Zweig = fremdsprachiger Teil, B-Zweig = naturwissenschaftlicher Teil und C-Zweig = altsprachiger Teil) Durch die einsetzende Entnazifizierung fallen sehr viel Lehrkräfte aus. Der Lehrkörper wird vollständig erneuert. NSDAP-Mitglieder werden entlassen oder inhaftiert. Man versucht den Lehrbetrieb vorerst mit Hilfe von Lehrkräften aus dem ehemaligen Realgymnasium und Lyzeum und von Flüchtlingen aus den Ostgebieten aufrecht zu erhalten.

1946: Am 23. Januar gründen aktive Schüler das „Antifaschistische Schülerkomitee für die höheren Schulen Meiningens“ (ASK), das von der Sowjetischen Miltäradministration (SMATh), der Kommunalverwaltung, den vier Parteien (CDU, KPD, LDP, SPD), der Gewerkschaft (FDGB), dem Kreisjugendsekretär und den Schulen bestätigt wird. Das ASK unterstützt die begonnene Neuentwicklung in den Schulen und vertritt die Interessen der Schüler gegenüber der Schulleitung. Am 3. März wird die FDJ (Freie deutsche Jugend) gegründet. Erstes Abitur an der Henfling-Oberschule nach Kriegsende im Juni. – 83 Schüler werden nach den Lehrplänen ihrer Schultypen geprüft: Oberschule für Jungen mit Aufbauschule: Oberschule 10, Aufbauschule 5; Oberschule für Mädchen: Wissenschaft!. Abt. 15, Hauswirtschaft!. Abt.: 3, Staatliche Oberschule für Jungen mit Oberschule für Mädchen in Aufbauform: 25 Prüflinge; Reifeprüfung Schulfremder: 25 Prüflinge. 1946 Die im vergangenen Jahr begonnene Schulreform wird seit der Gründung der SED am 21.4.1946 erhöhter Intensität fortgesetzt. Es sollten die Bildungspri­vilegien der bisher herrschenden Klasse durch Verwirklichung der Grundsätze der Wissenschaftlichkeit, Einheitlichkeit, Weltlichkeit und Unentgeltlichkeit beseitigt werden.

1947: Es werden wegen Lehrermangel Schulhelfer ohne Lehrerausbildung z. T. Abi­turienten des vergangenen Schuljahres und Neulehrer nach einem kurzen Lehr­gang als Lehrer eingesetzt.

1948: Im November erwägt das Ministerium für Volksbildung in Weimar, den gymna­sialen Zweig in Meiningen wegen der großen, vor allem praktischen Bildungs­lücken der Schüler zu schließen 1949 Im Februar sind 93 Schüler des Henfling-Gymnasiums Mitglied der FDJ. Am 4. April wird StR. Karl Hanns Leib seines Amtes enthoben. Schulrat Dr. Max Wiese übernimmt vorübergehend die Leitung Am 9. Juni wird OStR. Dr. Fritz Zschech, der bereits 1924/25 Direktor des Gymnasium-Bernhardinum war, mit der Leitung der Schule beauftragt. Turnen wird wieder als Unterrichtsfach und Bestandteil der Reifeprüfung aufgenommen, Zeichnen und Musik erlangen gleichberechtigte Behandlung gegenüber den anderen Fächern. Das Fach „Gegenwartskunde“ wird eingeführt.

Für das Schuljahr 1949/50 wird eine 7. und eine 8. Klasse angegliedert. Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 hört die unmittelbare Kontrolle der Besatzungsmacht in der Schule auf. In den Klassen 7 und 8 wird das Fach „Berufskunde“ eingeführt. Die Gesamtschülerzahl beträgt 388 in 14 Klassen (1 x 7, 1 x 8, 2 x 9, 4 x 10, 3 x 11 und 3 x 12). Die Bücher der Schulbibliothek werden in das Schloß geschafft, um einen Raum für die Klasse 7 zu gewinnen.

1950: Im Juli wird die Bezeichnung „Henfling-Oberschule“ für die einzige Oberschule des Kreises Meiningen mit den Klassen 9 – 12 bestätigt. Die Bezeichnung „Gymnasium“ wird vermieden. Der Griechischunterricht wird eingestellt. Die wenigen Schüler, die bereits mit Griechisch angefangen haben, werden bis zum Abitur geführt. 1951 Raumnot, unbeheizte Klassenräume, Stromausfall, fehlendes Schulmaterial belastet den Schulbetrieb.

1952: Am 31. Januar besucht eine Schüler- und Lehrerdelegation Walter Ulbricht in Oberhof und überreicht ihm ein Geschenkalbum mit Schülerzeichnungen zum Fünfjahrplan. Hauptthema des Gespräches: Raumnot, mangelnde Beheizung, fehlendes Schulmaterial. Leiter der Delegation: Dr. Zschech. Letztes Griechischabitur. Mit dem Beginn des Schuljahres 1952/53 wird Dr. Zschech durch Hans Wirtz abgelöst.

1953: In diesem Jahr wird der Grundstein für das obligatorische zehnklassige Schulsystem mit eingeschlossener polytechnischer Erziehung gelegt. Die Titel Studienreferendar, -assessor, -rat (…) werden abgeschafft. Studienrat und Oberstudienrat werden als Titel für bewährte Lehrer an allgemeinbildenden Schulen verliehen. Am 21. Oktober wird Hans Wirtz durch Willi Degen abgelöst.

1954: Errichtung eines Internats für auswärtige Schüler in der Drosnerschen Villa in der Rohrer Straße. In diesem und in den folgenden Jahren werden grundsätzliche gesellschaftliche und organisatorische Formen in der Schule entwickelt. Diese sind: – stärkere Einflußnahme der Schule auf die außerschulische Beschäftigung der Schüler (Arbeitsgemeinschaften und Zirkel), – Intensivierung der Beziehungen zwischen Elternhaus und Schule, – „Einführung in die sozialistische Produktion“, „Unterrichtstag in der Produktion“.

1963: Umzug der Schule aus dem Gebäude des früheren Gymnasium Bernhardinum in die „Gelbe Gefahr“ (erbaut als Georgen-Krankenhaus 1828 – 1831, später Höhere Mädchenschule bis 1946 dann bis 1963 Bezirksgericht) in der E.-Thälmann ­Straße (jetzt Neu-Ulmer-Straße, früher Bismarckstraße).

1964: Einführung der Kombination „Abitur mit Berufsausbildung“. Die Schüler erlern­ten in den vier Jahren (9. bis 12. Klasse) ein Handwerk, einen landwirtschaftli­chen oder einen kaufmännischen Beruf (jeweils 3 Wochen Oberschulunterricht und eine Woche Berufsausbildung pro Monat). Dieses Experiment endete mit dem Schuljahr 1969/70.

1965: Das Gesetz über das einheitliche sozialistische Bildungssystem wurde in der Volkskammer am 25. Februar von allen Parteien einstimmig beschlossen. Darin wurden mehrere Bildungswege angegeben, die zur Hochschulreife führten. Die erweiterten Oberschulen haben offiziell nur noch 11. und 12. Klassen. Dieser Zustand ist jedoch effektiv erst Mitte der 80er Jahre eingetreten, was einen starken Rückgang der Schülerzahl und eine Halbierung der Lehrerzahl bedeutete.

1967: Zum Ende des Schuljahres tritt Willi Degen aus gesundheitlichen Gründen zu­rück, und Otto Hausdörfer übernimmt seine Funktion als Direktor der Henfling-­Oberschule Meiningen.

1969: Am 10. November stirbt Willi Degen.

1974: Der Lateinunterricht läuft aus. Letztes Lateinabitur. Otto Hausdörfer scheidet aus gesundheitlichen Gründen aus dem aktiven Schuldienst aus. Seine Nachfolgerin ist Helma Günther. Ihre Amtsführung wird durch strenge Linientreue gekennzeichnet.

1989: Helma Günther wird nach einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung im Meininger Theater am 12. 11. ihres Amtes enthoben. Am 16. 11. 1989 wird die Mitarbeiterin der Abteilung Volksbildung des Kreises Meiningen, Doris Amthor, bis Ende des Schuljahres 1989/90 als amtierende Schulleiterin eingesetzt.

1990: Im Sommer erfolgen endlich die mit der Wende verbundenen Veränderungen im Schulamts- und Schulverwaltungsbereich. Vor Beginn des Schuljahres 1990/1991 wird Dr. Wilhelm Pocher zum Direktor der Henfling-Oberschule ernannt. Zu den vier 11. und vier 12. Klassen der EOS kommen drei 9. Klassen, die als Leistungsklassen den Übergang zur geplanten Wiederherstellung der Gymnasialausbildung vorbereiten sollten. Latein wird nach 17 Jahren wieder eingeführt.

1991: Mit Beginn des Schuljahres 1991/92 wird ein zweites Gymnasium in Meiningen unter dem Namen ,,2. Staatliches Gymnasium Meiningen“ eingerichtet. Die Henfling-Oberschule erhält den Namen ,,1. Staatliches Gymnasium Meiningen“.

Henfling-Gymnasium Meiningen
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